Man schrieb das Jahr 2005:
In der Gemeinde Pfarrweisach rumorte es: den Beschluss des Gemeinderates
Pfarrweisach, das gemeindeeigene Schwimmbad in Kraisdorf zu schließen, wollen
die Bürger nicht so leicht hinnehmen.
Eine Unterschriftensammlung, ein Besuch der Kinder beim Bürgermeister, eine
erste Zusammenkunft, ein Besuch im Freibad Schönau/Rhön, denen es ähnlich
ergangen war, eine Bürgerversammlung, ein Beitrag im Bayerischen Rundfunk (Welle
Mainfranken) waren die Aktionen in den Wochen im April und Mai.
Es folgten im Juni
ein Antrag der "Interessengemeinschaft Schwimmbad Kraisdorf" an den
Wasserzweckverband "Pfarrweisacher Gruppe", die Kosten für das Trinkwasser zu
erlassen
Ergebnis: der Anschluss- und Benutzungszwang wurde erlassen
ein Antrag an die Gemeinde Pfarrweisach, die Abwassergebühren zu erlassen
Ergebnis: die Abwassergebühren wurden halbiert
die Vorlage eines vorläufigen Konzeptes im Gemeinderat zur Erhaltung des
Badebetriebes
Ergebnis: das Bad kann über einen Verein weiter betrieben werden
nochmals eine Fahrt nach Schönau, wo mit dem dortigen Bürgermeister Vey und
einer Abordnung die rechtliche Seite umfangreich durchleuchtet wurde
viele Stunden eigener Überlegungen, wie der Schwimmbadbetrieb weiter geführt
werden kann
nochmals eine Diskussion mit dem Gemeinderat am 4. Juli im Gemeindezentrum
Kraisdorf
Ergebnis: Das Bad wird weiterhin mit der Gemeinde als Träger betrieben, die
Interessengemeinschaft sorgt für die Organisation, Abstimmung: 11:1.
Applaus der rund 30 anwesenden Bürger
Und dann
endlich: am Samstag, 9. Juli, um 15 Uhr
wurde das Schwimmbad Kraisdorf geöffnet -
es geht weiter!
Bürgerversammlung am 12. Mai 2005 - Hälfte der Kosten kann beim Schwimmbad
eingespart werden
So voll war der Saal in der
Gastwirtschaft Bühler bei einer Bürgerversammlung schon lange nicht mehr.
Über 60 Frauen und Männer, dazu 30 Kinder waren am Donnerstagabend gekommen, um
zu erfahren, wie es mit dem gemeindeeigenen Schwimmbad in Kraisdorf weiter geht.
Sogar der Bayerische Rundfunk war vor Ort,
um darüber zu berichten.
Dass es nicht nur das „Kraisdorfer Bad“
ist, bewies der Besuch von Bürgern aus den übrigen Ortschaften der Gemeinde,
die zu der Versammlung gekommen waren.
Bürgermeister Hermann Martin hatte die
Versammlung auf eine Initiative von Bürgern anberaumt, weil der Gemeinderat
anfangs April beschlossen hatte, das Schwimmbad nicht zu öffnen. Wie schon
damals und bei der Unterschrifftenaktion
der Kinder nannte Martin eingangs der Versammlung als Grund für die Schließung
das fehlende Geld. Knapp 50 000 Euro
fehlen der Gemeinde heuer im Gemeindesäckel.
„Lasst die Finger von unserem Schwimmbad“
sang eine Gruppe Mädchen einen selbst verfassten Text nach dem Charthit
„Emanuela“ von der Gruppe „Fettes Brot“, wofür sie Applaus erhielten.
Olaf Betz als Sprecher der Initiative ging
auf die bisher gelaufenen Aktionen ein und berichtete auch von einem Besuch
vom Vortag in Schönau an der Brend (Rhön). Die Gemeinde war vor drei Jahren vor
dem selben Problem gestanden und
hat dasBad dicht gemacht. Daraufhin sei ein Verein gegründet worden, der jetzt
annähernd 300 Mitgliedr habe.
Allerdings sei dieses Bad eine größere Kategorie als das Gemeindebad in
Kraisdorf. Jedoch sei die Technik in Kraisdorf
besser in Schuss, das bestätigte Heinzungstechniker Herbert Schönmann, und die
Außenanlagen seien vor zwei Jahren
hergerichtet worden – alles in Eigenhilfe. In Schönau dagegen habe erst viel
investiert werden müssen.
„Wir brauchen in Kraisdorf nur den Schlüssel rumzudrehen, dann geht es los“,
sagte Betz.
Bei einer Besprechung vor einer Woche sei
gefordert worden, die Wasserbereitstellung für das Becken und das Abwasser
aus der Kalkulation herauszunehmen. Es ging um eine Volumen von 1000 Kubikmeter
– nach Aussage von Bürgermeister
Martin verbrauche der Wasserzweckverband jährlich 110 000 Kubikmeter. Da dürfe
das gar nicht ins Gewicht fallen,
„das sind nicht einmal ein Prozent“, meinte Kreisrat Gerhard Eller. Er
forderte weiter, nicht nur auf kleinen Zahlen
rumzureiten – „wir brauchen das Signal der Gemeinde“. Die Gemeinde und der
Wasserzweckverband sollten dies
unter dem Aspekt der Kinder- und Jugenförderung stellen. 90 Prozent der
Badegäste in Kraisdorf sind Kinder
und Jugendliche.
Auch Gemeinderat Erwin Steinert forderte,
die Kosten für das Wasser „auf Null zu bringen“. Gemeinderat Ralf Nowak,
der in Schönau dabei war, hob die modernere Technik im Kraisdorfer Bad gegenüber
dem Rhöner Bad hervor.
Er bat aber, „nicht alles den Kraisdorfern anzulasten“ und die Arbeit auf deren
Rücken auszutragen. Die Verantwortung
müsse auf die gesamte Gemeinde übergehen.
Weiteres Einsparpotenzial, so Betz, seien
die Personalgebühren, die um die Hälfte reduziert werden könnten. Mit Liane
Carnarius, die das Bad seit 13 Jahren betreut, sei dies abgesprochen. So könne
das Bad werktags erst ab 15 Uhr geöffnet
sein, weil die Schuliknder ohnehin erst ihre Hausaufgaben machen müssen. Die
Arbeiten um das Bad, wie Rasen mähen,
Hecken schneiden, könne von Bürgern in Eigenhilfe gemacht werden, ohne die
Gemeindearbeiter oder die Badeaufsicht
dafür einzusetzen. Die Filter würden schon seit vielen Jahren von Wolfgang Krug
kostenlos gewechselt.
Als weitere Einnahmen nannte Betz „zwei,
drei Feste pro Saison“ um das Schwimmbad, sowie Spenden und Geld von Sponsoren.
Das sei bis jetzt überhaupt nicht berücksichtigt worden.
Joachim Bernhard bedauerte, dass die
Initiative bisher wenig Zeit gehabt habe, um ein Konzept vorzubereiten. Man sei
vom Gemeinderatsbeschluss überrollt worden. Dieses Konzept soll in einer
Gemeinderatssitzung Anfang Juni vorgelegt werden.
Die anwesenden Gemeinderäte bekamen schon einen Geschmack davon, wie es aussehen
soll: Über die Hälfte der Kosten,
so rechnete Simon Albrecht vor, könne eingespart werden durch die angesprochenen
Maßnahmen, sodass man rein rechnerisch
nicht bei einem Fehlbetrag mit 19 000 Euro sondern bei 8 000 Euro hängen bleibe.
Der schon lange existierende Vorschlag
einen Verein zu gründen, soll in den nächsten Tagen intensiver diskutiert
werden.
Martin zeigte sich bereit, mit einem Verein als „Betreuer“ eine langfristige
Lösung zu finden. Betreiber soll nach wie vor schon
aus Haftungsgründen die Gemeinde sein, zeigte er sich verständlich.
Betz forderte, das Schwimmbad bis Mitte
Juni öffnen zu können. In dieser Zeit müsse der Gemeinderat und der
Wasserzweckverband die entsprechenden Beschlüsse fassen, die Gerhard Eller als
Antrag an den Gemeinderat gestellt hatte.
Olaf Betz abschließend unter dem Applaus
der Versammlung: „Wir sind mit unserer Familie sei 1998 in Kraisdorf.
Ich will gar nicht mehr weg, weil hier immer was los ist“. alc
Folgendes Konzept wurde der Versammlung, dem
Gemeinderat und Bürgermeister Martin vorgelegt:
Ausgaben |
Euro |
|
Konzept |
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Strom |
1.500 |
|
1.500 |
|
Chemie |
2.700 |
|
2.300 |
|
Einkauf Eis |
2.300 |
|
2.300 |
|
Heizöl, Wasserunters. |
3.200 |
|
3.200 |
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Personal |
7.400 |
|
3.500 |
|
Wasser, Abwasser |
6.500 |
|
0 |
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Ausgaben gesamt: |
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23.600 |
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12.800 |
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Einnahmen |
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Eintrittsgebühren |
1.800 |
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1.800 |
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Eisverkauf |
2.800 |
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2.800 |
|
Einnahmen gesamt: |
|
4.600 |
|
4.600 |
|
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Fehlbetrag |
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19.000 |
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8.200 |
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Einsparung |
|
|
|
10.800 |
In den nächsten Tagen wird das Konzept
verfeinert und ausgearbeitet und dem Gemeinderat zur Beratung vorgelegt.
Ziel ist es, das Bad bis Mitte Juni zu
öffnen - und zwar nicht nur für heuer, sondern für immer!
Fotos: Simon Albrecht
KRAISDORF – Auf einige wichtige Themen in
der Gemeinde ging Bürgermeister Hermann Martin bei der Bürgerversammlung
am
Donnerstagabend 12. Mai 2005, ein., so unter anderem auf die Sanierung der
Baunachbrücke in Kraisdorf.
Auf 280 000 Euro seien die Kosten
mittlerweile aufgelaufen, 40 000 Euro seien an Planungs- und Untersuchungskosten
ausgegeben
worden. „Das kann doch nicht sein“, monierte Kreisrat Gerhard Eller.
Anhand einer „Milchmädchenrechnung“ rechnete er vor,
dass die Brücke für maximal
30 000 Euro hätte renoviert werden können, wenn es die Gemeinde in die Hand
genommen hätte.
Dem widersprach Martin und verwies auf
umfangreiche Untersuchungen der Statik und des Baugrundes, zumal die Brücke
unter Denkmalschutz stehe. Außerdem erhalte die Gemeinde die höchste Förderrate
für solche Projekte. Auch Gemeinderat
Erwin Steinert pflichtete Eller bei: „Wenn
wir auf den Zuschuss verzichtet hätten, wäre die Brücke schon lange gemacht“.
Auf den schnellen Internetanschluss DSL
werden die Benutzer in der Gemeinde Pfarrweisach noch bis zur ersten
Jahreshälfte
2006 warten müssen. So lange wird es dauern, bis die Telekom die
Anschlüsse fertig hat. Ein genaueren Termin
„wird es nach Pfingsten geben“.
alc
Delegation aus Kraisdorf bei Schwimmbadfreunden in Schönau
an der Brend am 11. Mai 2005
Informationen über Kostensenkungen im
Schwimmbadbetrieb holte sich am Mittwoch, 11. Mai, eine Delegation
aus der Gemeinde Pfarrweisach beim Schwimmbadverein Schönau an der Brend.
Bürgermeister Hermann Martin
hatte den Interessenten die Adresse der Gemeinde Schönau in der Rhön vermittelt.
Das Schwimmbad dort war – wie das
gemeindeeigene Freibad in Kraisdorf – von der Gemeinde geschlossen worden,
worauf ein
Verein aus der Taufe gehoben wurde. Nach einem Jahr Planungs- und
Vorbereitungszeit konnte der Schwimmbadbetrieb im Auftrag
der Gemeinde Schönau fortgeführt werden. „Vielleicht“, so sagte der Vorsitzende
des Schwimmbadvereins, Joachim Stenzel,
am Mittwoch zu den Kraisdorfern, „war das eine Jahr der Schließung psychologisch
wichtig. Die Leute haben da erst mitbekommen,
was es heißt, wenn das Bad dicht ist“.
Dem Konzept war Bürgermeister Walter Vey,
der am Mittwoch dabei war, skeptisch gegenüber gestanden – heute ist er froh,
zugestimmt zu haben. „Das hat den Zusammenhalt in der Gemeinde gestärkt. Es ist
eine Freude, wie sich die Mitglieder
engagieren“, sagte er.
Das Bad in der Rhön ist eine Kategorie
größer als das Familienbad in Kraisdorf. Es hat – neben einer großzügigen und
idyllischen Außenanlage - drei Becken, eine Rutsche, ein neu angelegtes
Beachvolleyball-Feld und einen regen Gastronomiebetrieb.
Fünf Techniker und viele Mitglieder sorgen in der Saison für die Badeaufsicht
und den Betrieb – alles in Eigenleistung. Dadurch wird
der größte Posten, die Personalgebühren, eingespart. Ein weiteres großes
Potenzial: das Wasser wird aus einer nicht mehr benötigten
Quelle zugeführt, das Abwasser – da zeigte sich der Gemeinderat und die Gemeinde
großzügig – wird nicht verrechnet.
Im Jahr 2003, als der Betrieb ruhte, wurde
das Bad mit viel Aufwand saniert – unter anderem musste ein Leck gefunden
werden,
aus dem täglich 50 Kubikmeter Wasser „davonliefen“. Heuer haben die Mitglieder
eine Solaranlage mit einer Gesamtfläche von
380 Quadratmetern installiert.
Das alles, so sagte Olaf Betz von der
Delegation aus der Gemeinde Pfarrweisach, sei in Kraisdorf schon gemacht worden:
vor zwei
Jahren wurden die Wege neu gepflastert und die Beckenfolie umfangreich saniert.
Es müsse „nur noch der Schlüssel rumgedreht werden“,
um das Bad zu öffnen. Unverständnis bei den Rhönern, warum das Bad trotzdem
geschlossen werden sollte. Bei der Technik kann das
Schwimmbad in Kraisdorf locker mithalten. Wie Heizungstechniker Herbert
Schönmann bestätigte, sei die Anlage in Kraisdorf auf einem
moderneren Stand als die in Schönau. Beide Bäder sind rund 30 Jahre alt.
Bei einer abschließenden Besprechung im
Schwimmbadrestaurant dankte Olaf Betz den Rhönern für die „super Informationen“.
Er lobte ihr Engagement und hoffte – mit einem Augenzwinkern – eine Delegation
aus Schönau bald im gemeindeeigenen Schwimmbad
in Kraisdorf begrüßen zu können. Die Gemeinde Schönau ist mit 1 500 Einwohnern
fast so groß wie die Gemeinde Pfarrweisch
(1 600 Einwohner).
An der Fahrt haben Olaf Betz, Herbert Schönmann, Dominik Reichart, Gemeinderat
Ralf Nowak, Joachim Bernhard und Simon Albrecht teilgenommen. alc
Erste Bürgerzusammenkunft am 3. Mai 2005
Für das gemeindeeigene Schwimmbad in
Kraisdorf gibt es vielleicht doch noch eine Lösung, dass es heuer geöffnet
werden kann – vorausgesetzt der Gemeinderat macht mit. Es soll nun baldmöglichst
eine Bürgerversammlung stattfinden, bei der ein gemeinsamer Weg aufgezeigt
werden kann. Den Termin macht Schwimmbadreferent Werner Hauck mit Bürgermeister
Hermann Martin aus.
Bei einer Zusammenkunft von 30 Bürgern im
Gasthaus Bühler am Dienstagabend sind viele Ideen diskutiert worden. Auch die
vom Bürgermeister und der Verwaltungsgemeinschaft vorgelegten Kosten wurden
detailliert in Augenschein genommen. Als hoffnungsvoll sehen die Bürger immer
noch die Aussage von Bürgermeister Hermann Martin, er wolle die Anlage erhalten
und helfe mit, wenn es Lösungen gebe. Olaf Betz gab diese Meinung vom
Bürgermeister an die Versammlung weiter. Betz gab einen Rückblick über die
Aktionen, die seit des Gemeinderatsbeschlusses gelaufen sind. So hätten die
Kinder eine Unterschriftenaktion gestartet, das Bad doch noch zu öffenen. 130
Bürger, darunter Pfarrer Richard Brütting als Prominentester, hätten sich darauf
eingetragen. Zusammen mit einigen Eltern seien diese Unterschriften mit einer
Petition in der Woche zuvor an Bürgermeister Martin während seiner Amtsstunde
überreicht worden. Mit dabei waren eine Gruppe Kinder mit Transparenten und
Plaketen. Begleitet worden seien die Kinder von einigen Eltern. Diese Aktion war
von den Anwesenden als „Supersache“ gelobt worden.
Martin hat damals an Betz Unterlagen
überreicht von der Gemeinde Schönau an der Brend (Rhön), wo ebenfalls die
Gemeinde das Bad dicht gemacht hatte, sich daraufhin ein Bürgerinitiative
gegründet und ein Verein gegründet worden war. Simon Albrecht berichtete über
das Bad in Schönau, wie es vom Verein betrieben und organisiert wird. Seit der
Verein das Bad leite, würde der Betrieb mit weitaus weniger Kosten auskommen,
habe ihm der Vorsitzende bestätigt. Einen Trägerverein in der Art lehnte die
Versammlung am Dienstag ab; die Verantwortung für die Badegäste sei zu groß, als
sie freiwilligen Helfern aufzubürden. Die Gemeinde, so der Tenor in der
Versammlung, müsse weiterhin als Betreiber auftreten. Jedoch wolle man der
Gemeinde Schönau einen Besuch abstatten und Erfahrungen austauschen.
Knackpunkt für einen Weiterbetrieb des
Gemeindebades in Kraisdorf ist die Verrechnung des Badewassers über die
gemeindlichen Gebühren. Wenn Wasserzweckverband und Gemeinde mitspielten, sollte
das Wasser kostenlos zur Verfügung gestellt werden – dazu müsse ein Weg gefunden
werden. Ebenso kann bei den Personalkosten nochmals gespart werden. Liane
Carnarius, die seit 13 Jahren als Badewärterin das Bad betreut, zeigte sich bei
der Versammlung bereit, mit den Bürgern mitzumachen, sodass die Personalkosten
etwa um die Hälfte reduziert werden könnten. Enttäuscht berichtete sie der
Versammlung, dass sie bis jetzt von der Gemeinde noch keinen Bescheid über die
Schließung des Bades erhalten hatte – sie habe lediglich aus der Zeitung davon
erfahren.
Ebenfalls könnte durch eine nochmalige
Verkürzung der täglichen Öffnungszeiten gespart werden; so waren sich die Leute
einig, das Bad werktags erst um 15 Uhr zu öffnen, weil die Kinder ohnehin erst
Hausaufgaben machen müssten.
Als großes Plus sahen die Teilnehmer
weiterhin, dass zwei Techniker im Ort seien, die das Bad in Eigenhilfe
überwachen: Herbert Schönmann als Heizungstechniker und Dieter Müller als
Schwimmbadtechniker. Somit seien der Gemeinde bisher keine Kosten entstanden und
würden auch weiterhin keine entstehen. Weiterhin seien Kosten gespart worden,
weil Wolfgang Krug die Filter kostenlos reinige. Die Versammlungsteilnehmer
waren sich am Ende einig, zusammen mit der Gemeinde eine vernünftige Lösung zu
finden. alc
Kinder stürmen das Rathaus in Pfarrweisach
„Heiße Tage ohne Schimmbad“, „Unser
Schwimmbad darf nicht geschlossen werden“, „Freiheit für unser Schwimmbad“ – mit
solchen Schlagwortern auf Plakaten und Transparenten statteten rund 20 Kinder
und zwölf Eltern dem Bürgermeister in der Amtsstunde am Dienstag, 26. April, im Rathaus
einen Besuch ab.
Vom Kindergarten zog die Gruppe zum
Rathaus. „Lasst die Finger von unserem Schwimmbad“, sangen sie nach dem
Chart-Hit „Emanuela“von „Fettes Brot“.
Drei Listen mit 130 Unterschriften, auf
denen die Unterzeichner eine Öffnung des Schwimmbades fordern, wollten sie dem
Bürgermeister überreichen und ihn fragen, warum das Bad geschlossen bleibt. Doch
- im Rathaus angekommen - ohne Kinder und Eltern zu Wort kommen zu lassen legte
Bürgermeister Hermann gleich los, er konnte sich vorstellen, um was es ging: Die
Gemeinde habe heuer noch weniger Geld als die vergangenen Jahre, deshalb müsse
das Bad geschlossen bleiben. 55.000 Euro, so erzählte er den Kindern und Eltern,
würden heuer im Gemeindehaushalt fehlen. 36.000 Euro müsse in den
Solidariätsfonds gezahlt werden, ferner 30.000 Euro an den Landkreis, und er
zählte weitere Ausgaben auf. Er machte den Kindern keine Hoffnung, das Bad heuer
zu öffnen. Als einzige Möglichkeit sehe er, einen Förderverein zu gründen, dass
die Leute den Betrieb selbst in die Hand nähmen. Als Beispiel führte er eine
Gemeinde in der Rhön an, die das selbe Problem hatte. Ab dem Jahr 2007,
vertröstete Martin die Kinder- und Elternschar, werde es durch die verschiedenen
Reformen der Gemeinde besser gehen.
Dann durften die Kinder und Eltern ihr
Anliegen doch noch vorbringen: Olaf Betz verlas ein Schreiben an die Gemeinde,
in dem der Gemeinderat gebeten wird, seinen Beschluss rückgängig zu machen. Das
Bad sei „ein Segen für die Kinder“. Gerade in einer Zeit, verlas Betz, in der
auch in der Schule weniger Stunden für Sport geleistet würden, könne die
Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen und etwas für die Kinder tun. Wenn es ums
Helfen gehe, den Betrieb zu erhalten, seien die Eltern gerne bereit,
mitzumachen.
Auch wenn am Dienstagabend vornehmlich
Kinder und Eltern aus Kraisdorf an der Aktion teilgenommen hatten, betreffe es
alle Familien in der Gemeinde und im Umkreis, sagte Betz. Vor allem von Familien
aus Pfarrweisach, Lohr und Junkersdorf sei das Bad erfreulicherweise stark
angenommen worden. „Gerade in den letzten zwei, drei Jahren hat das Bad geboomt.
Da war jeden Tag echt was los“, erinnerte er.
Betz hob hervor, die Anlage sei erst vor
zwei Jahren von Kraisdorfer Bürgern hergerichtet worden, es seien die Wege
komplett ausgebessert und die Beckenfolie erneuert worden; „jeder in Kraisdorf
hat sich immer darauf verlassen, dass es mit dem Schwimmbad weitergeht“.
Simon Albrecht überreichte an Bürgermeister
Martin drei Blätter mit 130 Unterschriften von Bürgern aus der Gemeinde, die für
die Öffnung des Bades sind, darunter auch die Unterschrift von Pater Richard
Brütting. Martin versprach, in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag darüber zu
berichten. Ein Beschluss werde nicht gefasst werden können, weil der Punkt neu
in die Tagesordnung aufgenommen werden müsste, und dazu alle Gemeinderäte
anwesend sein müssten. Seinen Informationen habe sich aber schon ein Gemeinderat
abgemeldet.
Bei der anschließenden Diskussion forderten
die Kinder trotzdem das Bad zu öffnen; der Gemeinderat solle nach Lösungen
suchen. Martin sah aber keine Chance. Lange diskutierten die Eltern mit dem
Bürgermeister über Lösungsmöglichkeiten. Wegen des zuvor vom Gemeinderat
eingesetzten Ausschusses, der ein Konzept für das Bad erarbeiten sollte,
bemängelten die Eltern, dass keine Bürgerversammlung stattgefunden hatte, in der
etwas Brauchbares gefunden worden wäre. Die Verantwortung nur auf den Schultern
von zwei oder drei Vereinsvorsitzenden zu laden, sei nicht im Sinne der Bürger,
meinten sie.
Martin versprach, wenn sich eine Initiative
bilden würde, sei er mit dabei, die Leute zu unterstützen. Es sei ein
„persönliches Anliegen“ von ihm, dass das Bad erhalten werde. Die Kinder bemängelten auch, dass die
Spielplätze nicht genutzt werden könnten. Martin informierte, zurzeit seien in
den Ortschaften Initiativen vorhanden, die Spielplätze herzurichten. Selbst in
Pfarrweisach könnten die Kinder noch nicht auf den Spielplatz. alc
Folgendes Schreiben wurde dem Bürgermeister übergeben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir, die Unterzeichner auf beiliegenden
Listen, möchten den Gemeinderat Pfarrweisach bitten, seinen Beschluss, das
gemeindeeigene Schwimmbad heuer nicht zu öffnen, aufzuheben. Vor allem für die
Kinder ist dieses Bad ein Segen.
Herr Bürgermeister Hermann Martin hat
stets dafür geworben, das Bad zu erhalten. Wir möchten ihn hiermit höflich an
sein Wort erinnern. Für die Kinder gibt es in der Gemeinde nicht viele
Spielangebote. Wenn das Schwimmbad geschlossen bleibt, wird ihnen eine weitere
Vergnügungsmöglichkeit genommen, die sie zudem gesundheitlich fit hält. Der
Sportunterricht in der Schule ist rückläufig, somit könnte die Gemeinde mit
gutem Beispiel vorangehen und für die Gesundheit der Kinder etwas tun.
Wir bitten den Gemeinderat höflich, eine
einvernehmliche Lösung zu finden, das Bad eventuell nur an den Wochenenden und
in den Ferien zu öffnen. Es wären viele Eltern bereit, in irgend einer Form
mitzuhelfen; dafür haben wir ihr Einverständnis.
Pfarrweisach/Kraisdorf, 26. April 2005
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