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Blasmusik Kraisdorf vom 13. bis 15. September 2002 in Berlin
„Du bist verrückt mein Kind, du musst
nach Berlin, wo die Verrückten sind, da jehörste hin ...“ – an diesen
Schlager aus den zwanziger Jahren erinnerten sich die Kraisdorfer, als sie bei
einem Drei-Tages-Ausflug mit Bilderbuchwetter in der Bundeshauptstadt Berlin
weilten. Verrückt im Guten - wegen der mondänen Kunst und der blühenden
Kultur, wegen der Größe und Weite der Hauptstadt mit ihrem vielem Grün; verrückt
im Negativen - weil – so schimpften einige – viel Geld „zum Fenster
rausgeschmissen wird“. Bei einer Stadtrundfahrt durch das „Machtzentrum
Deutschlands“, dem Regierungsviertel wurden die riesigen Investitionen nach
der Wende deutlich vor Augen geführt. Der total sanierte Reichstag, der
futuristische Potsdamer Bahnhof, der ein europäischer Knoten werden soll, das
Brandenburger Tor, das zurzeit restauriert wird oder der mit Asbest verseuchte
„Palast der Republik“ aus ehemaliger DDR-Zeit, der jetzt „entsorgt“ wird
- vielen ließen die Gegensätze Berlins staunen.
Ein Beispiel für Verschwendung: in einem 100 Millionen Euro teurem
Abgeordnetenhaus mit 718 Appartements für die Mitarbeiter und Beamten des
Bundestages, sind zurzeit nur 100 Appartements vermietet; der Rest steht leer,
sagte der Stadtführer in launigen Worten; die Mitarbeiter hätten sich woanders
nach Mietswohnungen umgeschaut. Und weil der Berliner für alles Mondäne einen
Spitznamen hat, heißt das Abgeordnetenhaus wegen seines schlangenförmigen Baus
„Diätenschlange“.
70 Reiseteilnehmer konnte der Vorsitzender der Blasmusik Kraisdorf, Herbert Schönmann,
zu Beginn der Reise begrüßen. Auf der Hinfahrt ließen sich die Kraisdorfer
bei einem Zwischenstopp in der sächsischen Hauptstadt Dresden beeindrucken:
Semper-Oper, Zwinger, die im Aufbau befindliche Frauenkirche, die riesigen
Elbufer und mächtigen Sandsteinbrücken, an denen noch die Spuren des
Hochwassers standen, ebenso wie das prächtige Villenviertel. Eine engagierte
Stadtführerin - mit einer Vorliebe für "den Herrn Josef " (Busfahrer
Josef Kneuer) - berichtete in herzhaften Worten über die wechselhafte Geschichte der Elbstadt, aber
auch über die Gegenwart, in der vor allem der Tourismus wegen des kürzlichen
Hochwassers große Einbußen hinnehmen müsse. Durch eine großartige
Gemeinschaftsleistung, so die Stadtführerin, seien die Spuren des Hochwassers
innerhalb weniger Tage beseitigt worden, sagte sie, und dankte auch den vielen
Spendern.
In Berlin angekommen nutzten die meisten den lauen Abend zu einer gemütlichen
U-Bahn- und Kneipentour. Bei einer Stadtrundfahrt am nächsten Tag gingen Augen
und Ohren auf, wie eingangs erwähnt: die Größe der Bauten und Straßen, wie
der weltberühmte Alexanderplatz mit dem Fernsehturm, oder der
kulturhistorischen Bedeutung Berlins mit den vielen Museen und Monumenten,
seiner großzügigen Grünanlagen, das große Regierungsviertel
– all das hinterließ bleibende Eindrücke. Einige nutzten die
Gelegenheit für eine Dampferfahrt auf der Spree.
Das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss
Sanssouci in Potsdam war eine weitere Station am anderen Tag. Der „Alte
Fritz“, Preußenkönig Friedrich II., ließ das Schloss im 18. Jahrhundert
erbauen. Im kaskadenförmig angelegten Südhang und im anschließenden Garten
mit den Rondells konnte man das ausschweifende Nichtstun der früheren Herrscher
erahnen. Als Höhepunkt dann der Besuch des Reichstags, wo die Gesellschaft von
einer Mitarbeiterin geführt wurde. Wie Vorsitzender Herbert Schönmann sagte,
sei der Besuch über Bundestagsabgeordneten Eduard Lintner zustande gekommen.
Auf den Zuschauertribünen im Reichstag selbst erläuterte die Mitarbeitern zunächst
den Umfang der Restaurierung des Gebäudes und gab einen sehr interessanten
Einblick in die Arbeit des Bundestages, sodass jetzt Viele die Nachrichten aus
der Hauptstadt aus einem anderen Blickwinkel sehen dürften.
Imposant
dann der Spaziergang in die Spitze der gläsernern Kuppel, von der man an dem
herrlichen Spätsommertag einen weiten Blick über Berlin mit seinen vielen
Kirchtürmen und Hochhäusern hatte. Für viele war dies der Höhepunkt der
dreitägigen Reise, ehe am Sonntagnachmittag die Rückfahrt angetreten wurde.
Spätabends hielt die Reisegesellschaft nochmals bei Hollfeld zur Abendeinkehr
an.
Simon Albrecht
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