Bad Windsheim

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Ohne Moos ...

 

Am 27. Juli 2002  beteiligten sich die Kraisdorfer am Museumsfest in Bad Windsheim. 

Mit über 100 Frauen, Männern und Kindern beteiligten sich die Kraisdorfer Vereine am Samstag am Jubiläumsfest zum 20. „Geburtstag“ des Freilandmuseums Bad Windsheim. Ihre vielen Aktionen – wie Dreschen mit dem Flegel, Besen binden, Büttnern, Häkeln und Stricken nach alten Mustern – wurden mit viel Applaus von den Gästen belohnt. Den ganzen Nachmittag über unterhielt die Blasmusik Kraisdorf unter Leitung von Gerhard Eller auf dem Platz vor dem Brauhaus-Ensemble im Freilandmuseum.

Und genau mit diesem Brauhaus-Ensemble haben die Kraisdorfer eine besondere Beziehung: von den drei Brauhäusern ist eines davon aus Kraisdorf und stammt aus dem Jahr 1699. Es gehörte der Familie Dirauf und war in seinem tristen Dasein von der Bevölkerung kaum beachtet worden. Dass es heute zu neuem Ruhm kommt, hätte sich das über dreihundert Jahre alte Gebäude sicherlich nicht träumen lassen.

Robert Pohley erzählte, dass noch bis in die sechziger Jahre darin Bier gebraut wurde – und wie dabei der Steuerprüfer des öfteren hintergangen wurde, wegen eines offensichtlich vorgegaukelten niedrigeren Alkoholgehalts. Im Jahr 1996 war das Brauhaus fachgerecht abgebrochen worden, nach Bad Windsheim geliefert und dort original aufgebaut worden. Dort steht es nun – samt Gemüsevorgarten und der „Baunich“, einem künstlich angelegten Wassergraben hinter dem Haus, der die Baunach darstellt.

Erstes Manko: die „Baunich“ fließt in die andere Richtung, von Süd nach Nord, als das Brauhaus in Kraisdorf gestanden hat. Dort fließt sie auch heute noch von Nord nach Süd. Zweites Manko: die Bohnen im Garten sind in Kraisdorf „immer weiter hinten angebaut worden“, fiel der Kneuer’s Hedwig gleich auf. Nur die Brennessel stehen offensichtlich immer noch an der selben Stelle...

Mit zwei Bussen kamen die Kraisdorfer – und mit ihnen waren Gäste aus anderen Ortschaften gereist – im Freilandmuseum an. Nach einem Aufentahlt, den die meisten zu einer Tour durchs Museum nutzten, zogen alle Gruppen, Vereine und Akteure, die an dem Nachmittag „zu tun“ hatten, in einem langen Zug durch das 45 Hektar große Freigelände. Angeführt von der Kraisdorfer Kindergruppe, der Blasmusik Kraisdorf, und den vielen Kraisdorfer Akteuren, die sich ihrer Aufgabe entsprechend mit altem Gewand eingekleidet hatten. Die ganze Woche zuvor war das Dorf eifrig am Zusammenstellen, am Ausprobieren von Kleidern, Hosen oder Schuhen, um ja original und originell auszusehen. Auch die Kinder waren begeistert von den Vorbereitungen angesteckt. An dem Zug beteiligten sich imposante Gespanne, so ein Ochsengespann mit einer großen Fuhre Heu auf einem Leiterwagen oder ein Fuhre mit akkurat aufgeschichteten Getreidesäcken. Dahinter die Dreschflegler und viele andere Handwerker aus dem fränkischen Raum. Auch das Bayerische Fernsehen war den ganzen Tag über vertreten und brachte am Sonntag in der „Frankenschau“ eine große Reportage, in der die Kraisdorfer und ihre Beziehung zum Brauhaus oft in Szene gesetzt waren.

Hier war es wiederum Robert Pohley, der der B3-Reporterin einige Geschichten rund ums Besenbinden aufschwatzte, die sie offensichtlich zum Grübeln brachte.

Dritter Bürgermeister Arnold Deininger, der einzige Vertreter der Gemeinde Pfarrweisach, nannte es „das beste Geschenk für das Heimatmuseum, das die Gemeinde vertritt“. Deininger zeigte sich überrascht über die vielen Gruppen aus Kraisdorf, die sich an dem Jubiläumsfest beteiligten. Er dankte dabei besonders den Kindern und der Jugend, die sich „zahlreich beteiligt haben“ und sich auch in den alten Gewändern zeigten. Persönlich sei er auch mit dem Freilandmuseum verbunden, da er hier vor 15 Jahren ein Praktikum absolviert habe.

Wie schon eingangs erwähnt, spielte die Blasmusik Kraisdorf den Nachmittag über, die Strickfrauen arbeiteten konzentriert an ihren Häkel- und Strickvorlagen, auch eine Partie Karter einschließlich „Brunskarter“ war mit dabei und die Kinder führten Spiele aus „der guten alten Zeit“ vor, wie „Der Fuchs geht um“, das krachlederne „Schinkenpatschen“ und mehrere Hüpfspiele. Robert Pohley weihte die interessierten Gäste in das anstrengende Besenbinden ein – stets ein frisches „Seidla“ Brauhausbier in Reichweite; Heinrich Büchs ließ die Zuschauer auf einem großen Standhobel den richtigen Winkel für die Fass-Dauben hobeln und führte vor, wie die Fassbänder abgeschlagen werden; Wolfgang Krug zeigte, wie eine Sense scharf gedengelt wird und dann mit dem Wetzstein den letzten Schliff erhält.

Hauptattraktion waren die Dreschflegler Albin Lang, Franz Mann, Otmar Müller und „Chefin“ Hedwig Kneuer, die im richtigen Rhythmus ihre mitgebrachten Garben mit alten Flegeln zu dreschen. Dass dieses Unterfangen nicht einfach und ist und gut eingespielt sein muss, konnten die vielen Zuschauer nur erahnen. Zwischen den Pausen der Blasmusik zogen Joachim Bernhard und Simon Albrecht mit Gitarre und Akkordeon durch die Reihen und sorgten als „Bettelmusikanten“ für Stimmung an den Tischen.

Als das Fest vorüber war, durften sich alle Kraisdorfer in das Gästebuch des Freilandmuseums, das anlässlich des 20. Jubiläums aufgelegte wurde, eintragen. Ein besonderes Lob gab es von der Museumsleitung: dass fast ein ganzes Dorf auf den Beinen war, finde man selten; die Kraisdorfer seien auch zu den nächsten Festen in Bad Windsheim eingeladen, hieß es.

Simon Albrecht

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